Pilze
Pilze
Pilze
Pilze sind eine der am wenigsten erforschten Gruppen in Kroatien und man geht davon aus, dass bisher nur 20% der Arten erfasst worden sind. Das kann überraschend wirken, wenn man bedenkt, wie populär Pilzsammeln ist! Aber Pilze mit großen Fruchtkörpern bilden nur 20% des Pilzreichs. Das was den meisten nämlich als „Pilz“ bekannt ist, ist nur ein ein kleiner, überirdischer Teil des Pilzes, der zur Vermehrung dient. Der Hauptkörper des Pilzes besteht aus einem Geflecht aus kleinen Fäden – Hyphen, die ihre Nahrung, sei es eine Schicht Laub, ein totes Tier, Exkrement oder ein anderer organischer Stoff, überwachsen. Von Zeit zu Zeit stößt der Pilz eine besondere Struktur an die Oberfläche, in der sich Sporen entwickeln, die zur seiner Verbreitung dienen. Diese Fruchtkörper oder Sporenlager sind das, was die meisten Menschen als Pilz kennen und ansehen. Neben der allgemein bekannten Form des Fruchtkörpers mit Stiel und Hut, gibt es auch teller-, knollen-, korallen- oder andersförmige Fruchtkörper, und sehr viele Pilze bilden ganz kleine Fruchtkörper unterschiedlicher Form, die manchmal sogar kleiner als ein Millimeter sind. Oftmals können sie nur mit Hilfe eines Vergrößerungsglases oder Mikroskops gesehen werden.
https://np-sjeverni-velebit.hr/www/de/natur-und-kulturerbe/belebte-natur/pilze#sigProIdedb46ed78a
Pilze sind ein sehr wichtiger Bestandteil des Ökosystems, da sie als Folgezersetzer (saprotrophe Organismen) die Nährstoffe wieder in Umlauf bringen. Außerdem leben viele Pilze in einer Form von Symbiose mit Pflanzen (Mykorrhiza), bei der die Pilz der Pflanze Wasser, Mineralsalze und andere wichtige Verbindungen liefern, während die Pflanze dem Pilz die organischen Stoffe überlässt, mit denen sich der Pilz ernährt. Die in solchen Symbiosen lebenden Pilze schützen ihre „Wirte“ vor verschiedenen krankheitsverursachenden Parasiten, Ausbeutern und Konkurrenten. Im Wald leben viele Bäume in so einer Symbiose, so dass die Pilze maßgebend zur Gesundheit und zum besseren Wachstum der Bäume beitragen!
Bei den bisherigen Forschungen (bis Ende 2011) wurden im Gebiet des Parks 382 Pilzarten erfasst. Viele davon sind selten und gefährdet, da sie von der toten Holzmasse abhängen, an der es in den bewirtschafteten Wäldern mangelt. Da die Bäume im Nationalpark nicht gefällt werden, sondern der Wald den natürlichen Prozessen überlassen wird, sind die Wälder reich an großen Holzresten - die durch das Absterben der alten Bäume entstanden sind - die von einer Vielzahl saprotropher Pilze bewohnt werden, die es in den bewirtschafteten Wäldern nicht gibt. Kranke und alte Bäume bleiben ebenfalls im Wald, wo sie zur Nahrung und zum Heim von Pilzen und zahlreichen anderen Organismen werden.
Nationalparks sind ideale Habitate auch für die Pilze, die als Parasiten auf den Bäumen leben, und dabei Krankheiten verursachen oder bereits erkrankte oder geschwächte Bäume angreifen. In einem bewirtschafteten Wald würden solche Bäume aus dem Wald zusammen mit ihren pilzigen „Untermietern“ entfernt werden. Obwohl wir Krankheiten in der Regel als etwas Schlechtes ansehen, so sind sie dennoch ein unumgänglicher Teil des Lebens und der Überlebensdynamik, und tragen in einem gesunden Ökosystem zur biologischen Vielfalt und Stabilität des Ökosystems als Ganzes bei.
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Einige interessante und geschützte Pilzarten des Nationalparks Nördlicher Velebit (Autoren: Dr. Armin Mešić, Dr. Zdenko Tkalčec, Kroatischer Mykologieverband; Neven Matočec und Ivana Kušan, Asco-lab)
Ascobolus michaudii und Weißlicher Kotling (Ascobolus albidus)
Der Ascolobus michaudii und der Weißliche Kotling leben als Folgezersetzer auf Exkrementen großer pflanzenfressender Säugetiere, und im Gebiet des Nationalparks wurden sie nur auf Bärenexkrementen gefunden. Das Überleben dieser Pilze hängt vom Überleben der großen Säugetiere ab.
Leuchtender Prachtbecher (Caloscypha fulgens)
In Kroatien lebt er ausschließlich in Wäldern mit Edeltannen, mit denen er eng verbunden ist, und zwar auf dem Waldboden. Er ist auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet, und ist per Gesetz streng geschützt.
Vielgestaltiger Olivbecherling (Chlorencoelia versiformis)
Lebt als Folgezersetzer auf faulen Laubbaumresten. Der Fund im Gebiet des nördlichen Velebits ist der erste Fund der Chlorencoelia in Kroatien. Dieser Pilz ist ausgesprochen selten, und meistens ist er in der borealen (nördlichen) und subarktischen Zone Nordamerikas, Asiens und Skandinaviens verbreitet. Selten ist er auch in größeren Gebirgsmassiven der gemäßigten Zone der nördlichen und südlichen Hemisphäre anzutreffen.
Graublaurandiger Zärtling (Entoloma catalaunicum)
Lebt als Folgezersetzer auf Gebirgswiesen und in Gebirgsvegetationen in hohen Lagen. Seine Fruchtkörper entwickelt er im Sommer und im Herbst. In Kroatien wurde er nur an zwei Orten im Nationalpark Nördlicher Velebit gefunden. Er befindet sich auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet und ist per Gesetz streng geschützt.
Zunderschwamm (Fomes fomentarius)
Lebt als Parasit und Folgezersetzer auf Laubbäumen, vorwiegend Buchen, und die Fruchtkörper sind mehrjährig. Er ist in alten Buchenwäldern sehr häufig, und seine großen, grauen, hufförmigen Fruchtkörper sind leicht zu erkennen.
Gift-Häubling (Galerina marginata)
Lebt als Folgezersetzer von großen und kleinen Nadel- und Laubaumresten, und der Fruchtkörper entwickelt sich vom Frühjahr bis zum Spätherbst. Häufig ist er auf liegenden Bäumen im Park anzutreffen. Der Gift-Häubling ist eine der giftigsten Pilzarten. Er entwickelt relativ kleine Fruchtkörper, die für die meisten Pilzsammler uninteressant sind, so dass die Gefahr einer Verwechslung mit Speisepilzen gering ist.
Dunkelstieliger Flämmling (Gymnopilus picreus)
Lebt als Folgezersetzer von großen Nadelbaumresten (umgefallene Bäume, Stämme und Baumstümpfe), und entwickelt seine Fruchtkörper im Herbst. Er ist selten und in bewirtschafteten Wäldern wegen der Beseitigung großer Holzreste gefährdet. Wälder, die nicht bewirtschaftet werden, so wie in den Nationalparks, sind der Zufluchtsort für diesen Pilz und andere Pilzarten, die von den natürlich abgestorbenen Bäumen abhängig sind. Er ist auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet und ist per Gesetz streng geschützt.
Discina montana
Diese sehr seltene Art zersetzt große Nadelbaumreste. Sie lebt meistens in großen Höhen, wo sie ihre Fruchtkörper in der kalten Jahreszeit entwickelt, und zwar zu der Zeit und an der Stelle, an der die Schneemassen zu tauen beginnen. Der Fund dieser Pilzart im Gebiet des Nationalparks stellt den dritten bekannten Fundort in Kroatien dar. Für das Überleben dieser Art ist es wichtig, dass ihr Lebensraum nicht gerodet wird, so dass es nicht verwunderlich ist, dass er gerade im Nationalpark gefunden wurde. Dieser Pilz ist auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet und per Gesetz streng geschützt.
Nadel-Häubchenpilz (Heyderia abietis)
Lebt als Zersetzer ausschließlich auf abgefallenen Fichten- und Tannennadeln. Veliki Lubenovac im Nationalpark Nördlicher Velebit ist der vierte bekannte Fundort in Kroatien. Diese relativ seltene Pilzart ist in die Rote Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze aufgenommen, in der Kategorie fast gefährdet.
Glattstieliges Stockschwämmchen (Kuehneromyces lignicola)
Lebt als Zersetzer auf Nadelbaumresten in Gebirgsgebieten. Diese Pilzart ist in ganz Europa selten, und der einzige bekannte Fundort in Kroatien ist im Nationalpark Nördlicher Velebit. Seine Fruchtkörper entwickelt er im Frühjahr und im Frühsommer. Er befindet sich auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie keine ausreichenden Daten und ist per Gesetz streng geschützt.
Lachsreizker (Lactarius salmonicolor)
Ausschließlicher Mykorrhiza-Pilz – lebt in Symbiose mit Tannen, und entwickelt seine Fruchtkörper im Spätsommer und Herbst. Der Lachskreizer ist eine sehr häufige Pilzart in Tannenwäldern, und seine orangefarbenen Fruchtkörper sind auch aus der Ferne leicht zu erkennen.
Getropfter Schleimschirmling (Limacella guttata)
Lebt als Zersetzer in verschiedenen Waldtypen, und seine Fruchtkörper entwickelt er im Herbst. Diese Pilzart ist in Kroatien sehr selten, so dass bisher nur drei Fundorte dieser Pilzart bekannt sind, zu denen auch der Nationalpark Nördlicher Velebit gehört. Diese Pilzart ist auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet, und per Gesetz streng geschützt.
Langstieliger Knoblauch-Schwindling (Marasmius alliaceus)
Lebt als Folgezersetzer kleiner Buchenreste (Blattlaubfall und Zweige). Seine Fruchtkörper entwickelt er vom späten Frühling bis zum Spätherbst. Eine der häufigsten Pilzarten in Buchenwäldern. Dieser Pilz ist wegen seines schwarzbraunen Stiels und seines charakteristischen Knoblauchgeruchs leicht zu erkennen.
Porcelain Fungus (Oudemansiella mucida)
Porcelain fungus is a parasite and decomposer living on deciduous trees, mostly on beech. It is very common in old beech forests, and its white fruiting bodies are easily discernible from a distance.
Beringter Schleimrübling (Oudemansiella mucida)
Lebt als Parasit und Zersetzer auf Laubbäumen, vorwiegend Buchen. Kommt in alten Buchenwäldern sehr oft vor, und seine buschigen Fruchtkörper sind auch aus der Ferne leicht zu erkennen.
Kalchbrenners Scheinnabeling (Pseudoomphalina kalchbrenneri)
Lebt als Zersetzer in Nadelwäldern. Diese Pilzart ist in ganz Europa sehr selten, und der einzige bekannte Fundort in Kroatien ist im Nationalpark Nördlicher Velebit. Seine Fruchtkörper entwickelt er im Spätsommer und Herbst. Er befindet sich auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie keine ausreichenden Daten, und ist per Gesetz streng geschützt.
Krummsporiger Buchenholzbecher (Tatraea dumbirensis)
Lebt als Zersetzer auf großen Buchenholzresten. Anwesend ist er in alten Wäldern und Urwäldern mit Buchen. Zahlreiche Funde im Gebiet des Parks zeigen, dass die großen Gebiete mit diesem Waldtyp noch immer mehr oder weniger in einem natürlichen Zustand sind. Auf den großen Flächen in ganz Kroatien, aber auch im restlichen Teil Europas, wo ein großer wirtschaftlicher Druck auf diese Waldart ausgeübt wird, fehlt diese Pilzart gänzlich oder ist sie ausgesprochen selten. Diese Pilzart ist auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet, und per Gesetz streng geschützt.
Maulbeer-Kugelpilz (Bertia moriformis)
Lebt als Zersetzer auf abgefallenen faulen Zweigen und anderen Überresten holziger Pflanzen, vorwiegend Laubbäume. Dieser Pilz ist in Europa weit verbreitet.
Himbeerranken-Haarbecherchen (Brunnipila clandestina)
Lebt als Zersetzer auf abgefallenen faulen Himbeerzweigen und Stängeln hoher krautiger Pflanzen aus der Familie der Korbblütler, Doldengewächse, Hahnenfußgewächse u.A. Häufig ist er nur in den Alpen und einigen Gebieten nördlich der Alpen. Diese Art wurde im Park zum ersten Mal im Gebiet von Kroatien verzeichnet.
Dünnsporiges Kranzbecherchen (Vibrissea decolorans)
Lebt als Zersetzer fauler Zweige, seltener Zapfen, in der Umgebung von schnellfließenden Gewässern, im Spritzbereich von Wasserfällen und in der submontanen und montanen Zone, deren Atmosphäre nachhaltig mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Der Fund dieser Pilzart in einer Schneehöhle im Gebiet des Parks ist der einzige Fund dieser Pilzart in ganz Kroatien.
Helm-Kreisling (Cudonia circinans)
Mykorrhiza-Pilz, lebt in Kiefern-, Lärchen- und Birkenwäldern in montanen, alpinen, borealen (nördlichen) und arktischen Gebieten. Drei von vier bekannten Standorten in Kroatien sind im Nationalpark Nördlicher Velebit. In Kroatien wurde diese Pilzart nur in natürlichen Kiefernwäldern gefunden. Diese Pilzart ist auf der Roten Liste der in Kroatien gefährdeten Pilze, in der Kategorie gefährdet, und per Gesetz streng geschützt.
Becherling (Peziza exogelatinosa)
Lebt auf Kalkböden als Zersetzer in den Wäldern Nordeuropas und der Gebirgsgebiete der Dinariden. Außer in Kroatien ist dieser Pilz in den Küstengebieten Dänemarks, Süd-Schwedens und Nord-Deutschlands bekannt. In seinem Habitat ist dieser Pilz wahrscheinlich viel stärker verbreitet und viel häufiger als angenommen wird, weil er anderen Becherlingarten ähnlich sieht.
Haarbecherchen (Trichopezizella relicina)
Lebt als Zersetzer auf abgestorbenen Stielen krautiger Pflanzen aus der Familie der Dolden- und Hahnenfußgewächse. Ist im Gebiet der Alpen verhältnismäßig weit verbreitet. Der Fund dieser Pilzart im Park ist der erste Fund dieser Art in Kroatien.